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Was ist New Work? Bedeutung, Methoden und Chancen

New Work ist ein Buzzword dieser Zeit. Dabei geht es um Technologie sowie um die freie Wahl des Arbeitsplatzes und der Arbeitszeit. Meist besteht ein Bezug zum digitalen Wandel, der auch die Arbeitswelt verändert. Wir schauen uns den New-Work-Ansatz genauer an.

Arbeitswelt der Zukunft


Die Arbeitswelt durchlebt einen Umbruch. Die Digitalisierung beeinflusst gewohnte Tätigkeiten, die nun mehr und mehr in den Hintergrund rücken. Gleichzeitig suchen Unternehmen händeringend nach Spezialisten in Berufen, die es vor wenigen Jahren noch nicht gab. Diese Situation fordert unsere Gesellschaft heraus. Sie stellt sowohl Arbeitnehmer als auch jede Firma vor zwei Fragen. Wie wollen wir in Zukunft arbeiten? Und ist die New Work-Bewegung die Antwort auf die erste Frage?

New Work umschreibt eine moderne, flexible und auf den Menschen zentrierte Form der Arbeitsorganisation. Das Konzept ist jedoch kein standardisiertes Rezept, denn die Arbeitswelt 4.0 sieht in jedem Wirtschaftsbetrieb anders aus. Arbeit 4.0 ist für einen traditionellen Betrieb eher ein großes Experiment. Hier beginnt das Thema New Work damit, dass die Chefetage die Kernarbeitszeit der Angestellten abschafft. Start-ups oder technologische Firmen nutzen flexible Arbeitszeiten dagegen vielleicht schon länger. Mitarbeiter arbeiten in solchen Unternehmen als digitale Nomaden am Strand oder in Co-Working-Spaces.

Alle Unternehmen haben jedoch etwas gemeinsam: Der Umgang mit dem Thema New Work entscheidet über den Erfolg in der Zukunft. Die digitale Transformation und New Work-Konzepte sind für sowohl für Konzerne, mittelständische Unternehmen als auch für Handwerker relevant.


Einfluss der Corona-Pandemie auf unsere Arbeit


Die Corona-Pandemie wirkt sich auf unsere Arbeitswelt aus. Millionen von Menschen bleiben zuhause und lernen Remote Work kennen. Sie arbeiten mobil im häuslichen Arbeitszimmer und finden sich in virtuellen Teams zusammen. Sowohl die Organisation der Arbeitswelt als auch das Management einer Firma ändern sich. Die Präsenz von Angestellten im Büro und deren Kontrolle sind hinfällig. Dadurch übernehmen Beschäftigte mehr Verantwortung für sich selbst und das Unternehmen. Sie sind keine Befehlsempfänger mehr.

Durch die Corona-Krise rückt der Begriff New Work stärker ins Blickfeld. Früher lockten Arbeitgeber ihre neuen Fachkräfte mit finanziellen Vorteilen ins Boot. Inzwischen haben flexible Arbeitsmodelle und der Purpose von Aufgaben einen höheren Stellenwert erhalten und sind nicht mehr wegzudenken. Zwar steht New Work für viele Menschen im Moment nur gleichbedeutend mit Heimarbeit, doch diese Annahme ist falsch und wandelt sich gerade.


Was bedeutet New Work?


Frithjof Bergmann erfand in den 1980er Jahren eine Definition für den Begriff New Work. Sein damaliger Grundgedanke unterscheidet sich allerdings vom heutigen Verständnis des New Work-Ansatzes. Der Philosoph arbeitete in den 1970er Jahren in den USA mit Menschen aus der Automobilbranche zusammen. Er wollte den Arbeiter am Fließband eine neue Form von Arbeit näherbringen.

Ihm ging es darum, dass die Arbeiter ihre Tätigkeit reflektieren: Was treibt jemanden an? Welche Arbeit möchte jemand wirklich machen? Für Frithjof Bergmann war New Work die Antwort auf veränderte Arbeitswelten durch automatisierte Prozesse und die aufkommende Digitalisierung. Menschen sollten für sich die Frage beantworten, was sie zukünftig tun wollen, wenn ihre bestehenden Aufgaben obsolet werden.


New Work als Konzept


Arbeitnehmer an sich zu binden, wird für Firmen immer wichtiger. Hinzu kommt, dass der Mangel an Fachkräften die Lage am Arbeitsmarkt verschärft, offene Stellen zügig mit qualifiziertem Personal zu besetzen. Besonders junge Arbeitnehmer, auch als Millenials bekannt, haben andere Anforderungen an ihren Arbeitsplatz als frühere Generationen. Der Purpose ihrer Arbeit, der Sinn und Zweck der Tätigkeit, ist für sie das entscheidende Kriterium für den Job. Die Arbeit gilt bei diesen Menschen nicht als reiner Broterwerb, sondern dient dazu, sich persönlich und kreativ zu entfalten. Firmen, die auf solche Bedürfnisse eingehen, erhalten einen Vorteil, um junge Fachkräfte anzuwerben. Darüber hinaus profitieren Unternehmen selbst von New Work. Das Konzept beinhaltet, dass Mitarbeiter bereit sind, mehr Verantwortung zu übernehmen. Handeln sie selbständiger, wird dadurch das agile Arbeiten gestärkt.

New Leadership: Abkehr von der klassischen Führungskraft


Was zeichnet New Work aus? Zusammengefasst in einem Wort geht es dabei um Freiheit. Etwas zu tun, was jemand wirklich will, klingt zunächst einfach, ist es aber nicht. Häufig verhindern starre Strukturen, alte Arbeitsweisen oder mangelndes Wissen neue Formen des Arbeitens. Der Schlüssel, dies zu ändern, ist New Leadership. Dieser Führungsstil setzt auf Vertrauen, auf Eigenverantwortung und auf Wertschätzung. Vorstände und leitende Angestellte, aber auch Recruiter und HR-Manager, benötigen Know-how über New Work. Sie müssen bereit sein, neue Arbeitsweisen zu ermöglichen oder einzuführen.

Braucht es für New Work noch Führungskräfte? Die Antwort lautet: Ja, aber nicht mehr im klassischen Sinn einer Hierarchie. Stattdessen zeichnet sich moderne Mitarbeiterführung durch Kommunikation aus. Weiß jeder, was er wissen muss, um gut zu arbeiten? Kennt jeder die Erwartungen, die an ihn gestellt werden? Wie schätzen Mitarbeiter ihre Expertise und Potenziale ein? In regelmäßigen Personalgesprächen lassen sich diese Fragen klären. Der Abstand zwischen diesen Gesprächen darf aber nicht zu groß sein, denn innerhalb eines Jahres ändert sich oft viel. Manche Situationen erfordern sofort einen Austausch. Als Formate bieten sich wöchentliche Umfragen, Jour-Fixes oder ein gemeinsames Frühstück an. Diese Prozesse haben besonders bei Remote Work eine hohe Bedeutung. Hier arbeiten Angestellte nicht an einem Ort zusammen, sodass sie sich auch nicht über den Weg laufen.


Arbeit 4.0 braucht passende Unternehmenskultur


Arbeitsweisen im Kontext von New Work unterscheiden sich und sind abhängig von der Unternehmensform. Die Beispiele für New Work-Modelle reichen vom mobilen Arbeiten im Home Office über demokratische Strukturen bis zum Kulturwandel. Unternehmen, die mit der Digitalisierung auch New Work-Konzepte einführen und leben, erhalten einen Vorteil. Sie gewinnen den Kampf um begehrte Talente und Fachkräfte.

Neue Arbeitsmodelle und Zusammenarbeit mit Collaboration-Tools erfordern eine entsprechende Unternehmenskultur. Sie bezieht sich darauf, bisherige Arbeitsweisen zu überdenken und Mut aufzubringen, neue Technologien zu nutzen. Ohne diese Kultur fehlt der Nährboden für die neue Arbeitswelt. Die Zahl der Arbeitnehmer mit dem Wunsch nach neuer Arbeit steigt und stellt das Management auf die Probe. Es ist wichtig, dass auf dieser Ebene der Wandel hin zu New Work gemeinsam mit HR-Abteilungen vorgelebt und gefördert wird.


Wie können neue Arbeitsmodelle umgesetzt werden?


Von der Kritik am Kapitalismus von Frithjof Bergmann ist heute nicht mehr viel übrig. Das Verständnis für neue Arbeit wandelte sich im Zuge der digitalen Transformation und durch Ereignisse wie die Corona-Pandemie. Moderne Arbeitsmodelle beinhalten mehr als das Recht auf Büroarbeit in den eigenen vier Wänden. Wer diese Sichtweise ausschließlich als Maßstab nimmt, verkennt die Zukunftschancen von New Work.

Die Arbeitsweisen durch das Konzept New Work ändern sich auf vielen Ebenen und bringen neue Herausforderungen mit sich.


dezentrales Arbeiten

Bei diesem Arbeitsmodell sitzen Menschen im gleichen Büro oder im Raum nebenan. Die räumliche Nähe spielt für neue Arbeitsformen keine Rolle mehr. Produktivität im Team funktioniert auch ohne unmittelbare Anwesenheit der Kollegen. Große Projekte laufen bereits heute über räumliche Grenzen hinweg. Das Home Office ist für diese Arbeitsweise ein gutes Beispiel.


Arbeitsplätze erhalten neuen Wert

Mobiles Arbeiten führt dazu, dass Arbeitsplätze sich ändern. Ein weiteres Großraumbüro ist hinfällig, wenn Arbeitnehmer auch zu Hause arbeiten können. Moderne Büros bieten trotzdem den Rahmen für effizientes Arbeit, wenn sie als Wohlfühloase gestaltet sind. Sie stehen hoch im Kurs und sind ein Indikator für Arbeitnehmer, sich mit ihrem Arbeitgeber zu identifizieren.


Selbständiges Arbeiten

Selbständiges und flexibles Arbeiten sind Merkmale moderner Arbeitsstrukturen. Sie lösen feste Regeln und Hierarchien ab. Arbeitnehmer wandeln sich dadurch vom Befehlsempfänger zu Mitarbeitern, die auch Verantwortung übernehmen.


Work-Life-Balance

Früher gab es noch Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit. New Work verändert diese Trennung. Der Übergang verläuft fließender und wirkt sich positiv aus. Arbeitnehmer empfinden Arbeit nicht als belastend und verrichten sie mit mehr Energie und Freude.

Wer das Konzept New Work einführt, muss die Firmenphilosophie komplett anpassen. Das neue Arbeitsmodell nur teilweise umzusetzen, ist zum Scheitern verurteilt. Es reicht nicht, nur Methoden zu ändern und Büros oder Arbeitszeiten anders zu gestalten. Die Arbeitswelt der Zukunft betrifft die Unternehmenskultur, die Organisation sowie technische Grundlagen. Wenn diese Elemente aufeinander aufbauen und harmonieren, führt New Work zum Erfolg.


Arbeiten 4.0 schrittweise einführen


Um die Ziele zu erreichen, ist es von Vorteil, wenn ausgebildete Consultants diesen Prozess im Unternehmen professionell begleiten. Außerdem sind Geduld und Transparenz für den Wandel erforderlich. Mitarbeiter im Betrieb müssen von Anfang an eingebunden werden, um sie zu begeistern und den Mehrwert aufzuzeigen. Sie kennen die Abläufe im Arbeitsalltag und bringen wertvolle Erkenntnisse aus der Praxis ein.

Um das Konzept von New Work in ein bestehendes Unternehmen einzuführen, ist ein schrittweises Vorgehen zu empfehlen. Das bedeutet, nur einigen Mitarbeitern zunächst an bestimmten Tagen die Option einzuräumen, mobil von zu Hause zu arbeiten. Später besteht die Chance, die Arbeit im Home Office auf mehrere Tage und weitere Arbeitnehmer auszuweiten. In einem letzten Schritt wechseln schließlich alle Kollegen komplett in den Modus der Remote Work.

New Work umfasst nicht nur den Aspekt der Arbeitszeiten und Arbeitsorte. Hinzu kommt die Koordination der Aufgaben und Geschäftsprozesse über virtuelle Plattformen und Kanäle. Damit das Personal weiterhin auf alle Dokumente zugreifen kann, braucht es ein Grundgerüst für digitale Arbeitsmethoden im Unternehmen. Zu nennen sind sichere Cloud-Systeme, moderne Technik und schnelles Internet.


Vorteile und Nachteile von New Work


Flache Hierarchien, flexible Arbeitszeiten und selbständige Mitarbeiter sprechen für New Work-Konzepte im Unternehmen. Doch wie sieht ein solcher Entwurf in der Realität aus? Wir geben einen Überblick der Vorteile und Nachteile einer neuen Arbeitswelt.


Stärken von New Work


  • moderne Arbeitsformen treffen den Zeitgeist der Generation Y
  • Flexibilität und Zeitersparnis durch Wegfall von Arbeitswegen
  • freie Arbeitsplätze und Räume mit speziellen Funktionen steigern Produktivität, Kreativität und Innovation
  • Desk-Sharing spart Kosten und fördert den Austausch untereinander
  • selbstständiges und freies Arbeiten
  • neue Jobmöglichkeiten und Tätigkeitsbereiche
  • Wettbewerbsvorteil beim Recruiting von Fachkräften
  • kreative Auszeiten im beruflichen Alltag
  • weniger Ablenkung im Home Office als im Großraumbüro.
  • bessere Work-Life-Balance


Herausforderungen für New Work


  • gutes Zeit- und Selbstmanagement erforderlich
  • schnelle Einführung scheitert, wenn Planung und Führung fehlen
  • Work-Life-Blending: Grenzen zwischen Beruf und Privatleben lösen sich auf
  • hohe Affinität für Technik und Digitalisierung
  • Bereitschaft für kontinuierliche Weiterbildung
  • fehlende Möglichkeit für Anerkennung und Wertschätzung im mobilen Arbeiten
  • individualisierte Arbeit und Einsamkeit als digitaler Nomade
  • Verantwortung für körperliche und mentale Gesundheit der Arbeitnehmer
  • Anforderungen an den Datenschutz


New Work als Buzzword oder Chance?


Die Digitalisierung und der Wertewandel der Gesellschaft fördern das Interesse für neue Arbeitsformen. Das traditionelle Arbeitssystem mit seinen festen Strukturen ist teilweise auch durch digitale Disruption nicht mehr zeitgemäß. Der Anspruch von Arbeitsnehmern an Unternehmen wächst, das Arbeitsleben mit dem Privatleben in Einklang zu bringen. Viele Gründe sprechen für New Work-Modelle, um auf veränderte Bedürfnisse und auf Anforderungen des digitalen Wandels zu reagieren.

Allerdings braucht es gut vorbereitete und organisierte Unternehmen, um sowohl die Digitalisierung als auch die damit zusammenhängenden Veränderungen zu meistern. Die Transformation von Strukturen und Abläufen darf die Mitarbeiter nicht überfordern. Arbeitgeber gestalten den Wandel ideal mit der richtigen Balance zwischen Flexibilität und klarer Struktur. Gelingt dieser Prozess, entwickelt sich berufliche Arbeit in Zukunft für Arbeitnehmer zu einer sinnstiftenden Tätigkeit. Der Purpose wirkt sich positiv auf das Unternehmen und seinen Erfolg aus.