DE
EN

Digital Readiness: Der digitale Reifegrad von Unternehmen

Wie steht es mit der Digital Readiness in Ihrem Unternehmen? Sind sie bereit für die digitale Revolution? Eine Antwort darauf liefert der digitale Reifegrad.

Was ist Digital Readiness?


Digital Readiness beschreibt, in welchem Maße ein Unternehmen für die Digitalisierung bereit ist. Wie hoch oder niedrig diese Bereitschaft vorhanden ist, gibt wiederum der Digital Readiness Index an. Wörtlich mit „Kennzahl der digitalen Bereitschaft“ übersetzt, findet sich im Deutschen eher die Bezeichnung „digitaler Reifegrad“. Manchmal ist auch von „Digital Maturity“ (englisch: digitale Reife) die Rede. Oft werden die Begriffe synonym verwendet.

Zum digitalen Reifegrad zählt zum Beispiel, inwiefern Technologien oder digitale Workflows im Unternehmen bereitstehen. Doch auch die digitale Kompetenz der Mitarbeiter trägt entscheidend zur Digital Readiness bei. Die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle und innovativer Ideen bilden die dritte Säule. Je stärker alle drei Bereiche in einem Unternehmen aufgestellt sind, desto höher ist die Digitale Readiness beziehungsweise der digitale Reifegrad.


Warum ist es wichtig, den digitalen Reifegrad zu bestimmen?


Um Teil der digitalen Revolution zu sein, müssen Unternehmer zunächst den Ist-Stand ihrer Firma kennen. Nur so lassen sich Entwicklungspotenziale bestimmen.

Dabei ist zu beachten, dass die Digitalisierung innerhalb der einzelnen Arbeitsbereiche unterschiedlich weit vorangeschritten sein kann. So ist zum Beispiel naheliegend, dass die Marketing-Abteilung bereits seit längerer Zeit auf Online-Tools setzt. In der Produktion steckt die Digitalisierung hingegen noch in den Kinderschuhen – oder umgekehrt.

Diese Ausgangsposition zu ermitteln, ist ebenfalls wichtig für die Beobachtung und Bewertung der zukünftigen Entwicklung. Dadurch lassen sich zuverlässige und aktuelle Aussagen zur Digital Readiness eines Unternehmens treffen. Um den digitalen Reifegrad zu erfassen, stehen Firmen verschiedene Hilfsmittel bereit.


Wie lässt sich der digitale Reifegrad eines Unternehmens bestimmen?


Zwei große Vorteile des digitalen Wandels sind die zunehmende Flexibilität und Agilität von Betrieben. Dieser agile Handlungsspielraum schlägt sich auch in der Einschätzung des digitalen Reifegrads nieder. Das bedeutet, es existiert kein starrer Bewertungsrahmen oder Punktekatalog für die Digital Readiness.

Grundsätzlich können bestimmte Kennzahlen mit Blick auf die Digitalisierung eines Unternehmens ausgewertet werden. Viel wichtiger ist jedoch tatsächlich die Readiness, also die Bereitschaft des Managements und der Mitarbeiter, digitale Innovationen in die Wertschöpfungskette aufzunehmen. Darüber hinaus spielen vorhandene Prozesse, einsetzbare Technologien oder die Zufriedenheit der Kunden genauso wichtige Rollen für die Digital Readiness. Deswegen sind Evaluationen und Feedback-Bögen geeignete Instrumente, den digitalen Reifegrad zu bestimmen.


Modelle der digitalen Reife


Sowohl in der Wirtschaft als auch in der wissenschaftlichen Forschung kommen verschiedene Modelle zur Bestimmung der Digital Readiness eines Unternehmens zum Einsatz.

Das renommierte Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat sich zum Beispiel auf vier Stufen der digitalen Reife verständigt. Nach Auswertung der Evaluationen lassen sich Unternehmen einteilen in:


·      Digital Beginners (digitale Anfänger)

·      Digital Conservatives (der Digitalisierung gegenüber eher zurückhaltend)

·      Digital Fashionists (diejenigen, die immer am digitalen Puls der Zeit sind)

·      Digital Digerati (die Elite der Digitalisierung)


Die Universität St. Gallen hingegen arbeitet in ihrem „Digital Maturity Model“ nicht mit einer solchen Kategorisierung, sondern betrachtet die verschiedenen Dimensionen eines Unternehmens. Dazu gehören zum Beispiel die Mitarbeiter, die Unternehmenskultur oder die Strategie. Zunächst wird für jeden dieser Bereiche der individuelle Reifegrad ermittelt und erst in der daran anschließenden Analyse erfolgt eine Unterscheidung in vier sogenannten Reifestadien: digitale Anfänger, digitale Intermediäre, digitale Fortgeschrittene oder digitale Experten.


Was ist ein Digital Readiness Check?


Ziel eines Digital Readiness Checks ist es, den digitalen Reifegrad eines Betriebs zu ermitteln oder bestimmen zu lassen. Das Erstellen von Fragebögen, eine kompetente Auswertung sowie die anschließende Kategorisierung mag für manche Unternehmer eine Herausforderung sein. Manchmal kann die Bestimmung der digitalen Reife auch schlichtweg an den fehlenden Ressourcen scheitern. Damit ein Unternehmen den digitalen Wandel nicht verpasst, gibt es aber zahlreiche externe Möglichkeiten, das Unternehmen auf Herz und Nieren überprüfen zu lassen.

Die Rede ist von sogenannten Digital Readiness Checks oder Digital Readiness Assessments. Diese werden mittlerweile für jeden Wirtschaftszweig von unabhängigen Institutionen angeboten. Unternehmen der Automobilbranche können sich zum Beispiel an die DEKRA für einen Digital Readiness Check wenden. Fertigungsbetriebe finden Hilfe zur Erstellung eines Digital Readiness Index beim TÜV Süd.

Neben dem Identifizieren digitaler Herausforderungen kann ein externer Dienstleister auch konkrete Handlungsempfehlungen geben. In der dauerhaften Betreuung erfolgt dann eine Einschätzung, wie erfolgreich die nächsten Schritte umgesetzt wurden und wo eventuell nachjustiert werden muss. Daraus entsteht ein Fahrplan für die digitale Transformation in einem Unternehmen.


Digital Readiness Index sorgt für Vergleichbarkeit


Wer den digitalen Reifegrad seines Unternehmens bestimmen lässt, deckt nicht nur sein Potenzial für Entwicklungen hinsichtlich der Digitalisierung auf. Für die Wettbewerbsfähigkeit einzelner Firmen ist der Digital Readiness Index ebenfalls ein wichtiger Hinweis.

Der Branchenriese Cisco hat in einer Studie sogar den Reifegrade verschiedener Länder ermittelt und verglichen. Diese zeigt: Deutschland muss im internationalen Wettbewerb noch eine ganze Schippe drauflegen, um mithalten zu können. Doch so eindeutig, wie das in der Theorie klingt, ist es in der Praxis nicht.


Probleme des digitalen Reifegrads


Die hohe Agilität der Digitalisierung trägt zu einer weiteren Herausforderung bei, wenn es um die Digital Readiness deutscher Firmen geht. Es werden Stimmen laut, die Bedenken an der Erstellung von Evaluationen und Fragebögen äußern. Laut der Kritiker führe das Fehlen standardisierter Bewertungen dazu, dass oft die falschen Fragen gestellt und Analysen fehlerhaft bewertet würden. Das gelte einerseits für Unternehmen, die einen Digital Readiness Check intern durchführen, andererseits aber auch für externe Anbieter.

Darüber hinaus meinen Experten, es würden Unternehmen verschiedener Wirtschaftszweige miteinander verglichen wie Äpfel mit Birnen. Diese Herangehensweise sei jedoch schwierig, da bestimmte Industriezweige mehr Potenzial für die Digitalisierung bieten oder bereits stärker digitale Technologien verwenden als andere. Weiterhin muss die Unternehmensform stärker berücksichtigt werden. Junge Start-ups erzielen sonst automatisch einen höheren Digital Readiness Index, als traditionelle Konzerne.

Diese Überlegung lässt sich auch auf Länderebene ummünzen. Nach wie vor sind bestimmte Branchen in den einzelnen Nationen unterschiedlich breit aufgestellt. Ein Vergleich hoch industrialisierter Staaten mit stärker landwirtschaftlich geprägten Ländern muss daher verschiedene Faktoren unterschiedlich gewichten, um eine kompetente Aussage zur Digital Readiness treffen zu können.

Trotz aller Hindernisse bleibt jedoch zu sagen, dass der digitale Reifegrad für Unternehmen ein wichtiges Tool für das Vorantreiben der digitalen Transformation darstellt. Es ist daher empfehlenswert, einen Digital Readiness Check so schnell wie möglich durchzuführen.