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Universitätsmedizin Essen - ein DCA-Gewinner im Aufwind

Gestärkt aus der Krise hervorgehen

Der Digital Champions Award 2020 wurde in einem mehr als besonderen Jahr digital überreicht. Die Sieger hat die Auszeichnung darin bestärkt, ihren Digitalisierungskurs weiter zu verfolgen.

In den vergangenen Monaten arbeitete vermutlich kein Unternehmen so, wie es das gewohnt war. Die Universitätsmedizin Essen (UKE) macht da keine Ausnahme. Im Gegenteil – selbst Außenstehenden ist in dieser Zeit klar geworden, dass die Abläufe in den 32 Kliniken und 24 Instituten massiv beeinträchtigt werden und wurden. Prof. Dr. Jochen Werner ist seit 2015 ärztlicher Direktor des UKE und hat damals das Projekt Smart Hospital ins Leben gerufen.

Das beinhaltet unter anderem eine digitale Akte jedes Patienten oder eine digitale Verwaltung der Bettenkapazitäten. „In der ersten Welle haben wir viele Betten freigehalten. Nun läuft der Krankenhausbetrieb weiter. Das funktioniert nur, wenn sie ein Datensystem haben, das funktioniert nicht händisch“, sagt Werner. Für das Projekt Smart Hospital, das als jüngstes Element ein neues Zentrum der Augenheilkunde mit acht voll digitalisierten Operationssälen erhielt, wurde das UKE in der Kategorie Digitale Prozesse und Organisation 2020 mit dem Digital Champions Award ausgezeichnet.

Wandel in stürmischen Zeiten – das zeichnet auch die anderen erfolgreichen Gewinner des DCA aus, die vielleicht weniger existentielle Nöte von Menschen behandeln, die sich jedoch ebenso binnen kürzester Zeit neuen Rahmenbedingungen anpassen mussten.

Die Gesundheit und das körperliche Wohlbefinden ist auch im Zentrum der Arbeit des Siegers in der Kategorie Digitales Kundenerlebnis. Die Freeletics GmbH aus München versorgt weltweit via App Menschen mit Trainingsprogrammen, die dank Künstlicher Intelligenz auf Basis der Kundenangaben maßgeschneidert sind. „Wir haben die Folgen der Pandemie deutlich erkannt. Früher war es üblich, dass das Interesse an Fitnessangeboten im ersten Quartal sehr hoch war und dann im Laufe des Jahres nachlässt. Das ist nun anders“, sagt Hermann Aulinger von Freeletics. Für das digitale Angebot bedeutete es einen unerwarteten Anstieg an Neukunden wie auch der Nutzung, da Fitnessstudios geschlossen blieben.

Bereits vor der Schließung der Studios wurde die Software erweitert, sowohl in ihrer Funktion als auch in den Angeboten. „Es geht darum, dass die Nutzer konsistent trainieren“, sagt Aulinger. Dabei hilft, dass der Nutzer Feedback gibt und die „Human Augmented AI“ den Trainingsplan auch spontan anpasst. Wetterumschwung oder einfach keine Lust auf Krafttraining? Die Kunden bekommen ein angepasstes Angebot, das dennoch auf das gewünschte Ziel einzahlt von Fettverbrennung über Ausdauer bis Muskelaufbau.

In Bewegung geblieben sind auch die zahllosen Förderbänder, die die Beumer Group aus Beckum, der Gewinner in der Kategorie Digitale Transformation Mittelstand, weltweit installiert hat. „Die Reisebeschränkungen etwa haben Termine vor Ort für unsere Service-Techniker enorm erschwert. Digitale Lösungen wie die Smart Glasses zur Remote-Unterstützung haben einen wertvollen Beitrag geliefert, diese Herausforderungen zu bewältigen“, sagt Johannes Stemmer, Director Digital Transformation. Dabei blieb es nicht bei der Wartung. „Es ist gelungen, ganze Inbetriebnahmen über die Smart Glasses abzuwickeln“, sagt Stemmer.

Diese Erfolge seien nur möglich gewesen, weil das Unternehmen seine physischen Produkte und die zugehörige Software als Ganzes begreife. „Es braucht beide Perspektiven“, sagt Stemmer. „Der DCA-Gewinn hat uns in dieser Sichtweise bestärkt und ist eine zusätzliche Motivation für unsere Mitarbeiter gewesen, diesen Weg weiter zu verfolgen.“

Remote Work als einer der Pfeiler für kontinuierliche Arbeit ist beim DCA-Sieger der Kategorie Digitale Produkte & Dienstleistungen, BIT Technology Solutions, schon vor der Pandemie verankert gewesen. „Das hat für uns im Alltag keinen großen Unterschied gemacht“, sagt Karl-Ferdinand Leiß, Managing Director des Spezialisten für Augmented Reality, dessen digitale Zwillinge helfen, autonomes Fahren im Straßenverkehr zu entwickeln.

Zu den Kunden gehörten bislang vor allem Unternehmen aus der Automobilbranche. „Auszeichnungen wie der DCA schaffen Aufmerksamkeit auch in Branchen, die wir vielleicht nicht auf der Roadmap hatten“, sagt Leiß. So gibt es nun auch Interesse von schienenbasierten Unternehmen oder Flughäfen, die automatisierte Passkontrollen verbessern wollen und dies aus Datenschutzgründen nicht einfach im laufenden Betrieb tun können. „Auch Industrie 4.0 hat Bedarf daran, Wege von beweglichen Robotern planen zu können – und da ist unsere Technologie ebenfalls geeignet“, sagt Leiß. Es ginge auch dort wie im Straßenverkehr um Sicherheit und darum, alle Szenarien einzubeziehen, die möglich sind. „Da eignet sich ein digitaler Zwilling perfekt“, sagt Leiß.

Gesteigertes Interesse an den digitalen Lösungen hat auch UKE-Direktor Werner bei Kollegen aus ganz Deutschland erkannt, auch da helfe der DCA. 2018 wurde die Notaufnahme eröffnet und von Beginn an als digitale Einheit geplant. „Wir haben eine Infrastruktur geschaffen, die einen hohen Durchlauf ermöglicht“, sagt Werner. Bei regelmäßigen Besuchen von Kollegen bekommen die ein umfassendes Bild der Möglichkeiten – und auch der Wege, wie die Digitalisierung umzusetzen ist.

Für Hermann Auling von Freeletics sind Würdigungen wie der DCA zudem ein Signal an alle Geschäftspartner und in der Branche: „Wir engagieren uns nicht stark bei Awards, da viele ein Geschäftsmodell sind – der DCA ist eine Auszeichnung, die ernst genommen wird.“ Und nicht zuletzt natürlich den inzwischen 160 Mitarbeitenden weltweit. Deren wachsende Begeisterung für die Digitalisierung erkennt auch Jochen Werner. „Früher kamen die Themen für den Change Prozess aus dem Vorstand, heute kommen die Themenvorschläge aus der Mitarbeiterschaft“, sagt Werner. Eine digitale Lenkungsgruppe und Mitarbeiter als Digital Talents helfen, den digitalen Wandel zu ermöglichen.

Das Gesundheitssystem, in dessen Mitte das UKE agiert, sei an vielen Stellen noch nicht soweit, dass Patienten in einem digitalen System lückenlos begleitet würden. Heute aber könne das UKE viele der Errungenschaften der Digitalisierung bereits vorführen, wie zum Beispiel das neue Operationszentrum, in dessen Operationssäle neue Technik aufgespielt werden kann: „Am Anfang, als es nichts zu sehen gab, da war die Vermittlung schwer“, sagt Werner. „Inzwischen sind wir einen großen Schritt weiter.“

„Der DCA hat geholfen, das Interesse an unseren digitalen Lösungen zu erhöhen.“ − Prof. Dr. Jochen Werner, Ärztlicher Direktor der Uniklinik Essen