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Homeoffice und Büro - die Mischung macht´s

Ein Mix aus Büro und Homeoffice wird sich durchsetzen

Viele Mitarbeiter im Homeoffice bedeutet neue Verhältnisse in Unternehmen. Das erfordert neue Regeln, meint Achim Berg, Präsident des Digitalverbands Bitkom.

Herr Berg, während der Pandemie forderte Ihr Verband Bitkom Unternehmen und Behörden auf, großzügige Regelungen bezüglich Homeoffice einzuführen. Sind die auch nach der Pandemie sinnvoll? Und – wenn ja – sollte der Gesetzgeber eingrei­fen?

Seit Corona arbeiten wir alle flexibler, das wird die neue Normalität in der Arbeitswelt prägen. Jeder fünfte Berufstätige würde gerne umziehen, wenn er in Zukunft größten­teils im Homeoffice arbeiten könnte, um dann mehr im Grünen oder näher bei der Familie und Freunden zu sein. Darauf muss die Politik nun reagieren, die gesetzliche Ruhepflicht von elf Stunden abschaffen und die tägliche durch eine wöchentliche Höchstarbeitszeit ersetzen.

Und bei den steuerlichen Erleichterungen für die Arbeit im Homeoffice sollte die Bundesregierung noch eine Schippe drauflegen. Wer permanent zu Hause arbeitet, kann derzeit nicht mal 2,50 Euro pro Tag pauschal absetzen. Da wird sich so mancher schon wegen der Pendlerpauscha­le auf den Weg ins Büro machen, und das kann auch verkehrs- und klimapolitisch nicht gewollt sein. Jede fünfte Tonne CO2 können wir in Deutschland durch die Digitalisierung einsparen, und die Arbeit im Homeoffice kann dazu viel beitragen.

Sie gehen davon aus, dass die Pandemie die Digitalisierung vorangetrieben hat. Was sind die entscheidenden Faktoren?

Größere Digitalisierungsvorhaben wurden wegen der unsicheren Lage leider oft gestoppt, aber um den Betrieb am Laufen zu halten und schnell reagieren zu können, haben im letzten Jahr viele Unternehmen doch einiges investiert. Egal ob es um mobiles Arbeiten, das schnelle Aufbauen eines Webshops oder Anpassungen der Supply-Chain ging, ich muss mich doch im Management spätestens jetzt fragen, was ich weiter daraus machen kann.

Ist die Quote beim mobilen Arbeiten ein Indiz für den Digitalisierungsgrad eines Unternehmens?

Wenn Prozesse digital verfügbar, aber nicht integriert oder Kollaborationstools vorhan­den sind, aber sich niemand traut, wirklich offen konstruktiv Themen zu diskutieren, dann ist noch nicht viel gewonnen. Genau deshalb muss sich jetzt jedes Unternehmen überlegen, wie die logischen nächsten Schritte aussehen.

Gleichzeitig monieren Sie, dass längst nicht alle Unternehmen in der Lage sind, zu digitalisieren. Woran hapert es?

Digitalisierung ist primär ein fachliches Thema und erst danach ein technisches. Es gibt eine Vielzahl an guten technischen Lösungen, hier ist es eine Frage der finanziellen Mittel und der verfügbaren Infrastruktur. 90 Prozent der Unternehmer und Manager sehen in der Digitalisierung vornehmlich Chancen, und das ist eine gute Nachricht.

Fachlich liegt viel an der Führung: Wie führe ich erfolgreich ein diverses, remote arbeitendes Team im partnerschaftlichen Miteinander?

Laut einer Umfrage von Bitkom möchte die Mehrheit der Angestellten zukünftig wieder im Büro arbeiten mit einem festen Arbeitsplatz. Ist das ein Bremsfaktor bei der Digitalisierung der Wirtschaft oder nur ein Nebenkriegsschauplatz?

Wer beruflich per Videocall erreichbar ist, macht derzeit im Durchschnitt acht Anrufe am Tag. Sieben sind beruflich, einer ist rein privat. Die tägliche Zeit vor dem Bildschirm ist durch Corona von durchschnittlich acht Stunden auf 10,4 Stunden gestiegen.

Ich persönlich finde das auf Dauer anstren­gend. Und mir fehlen vor allem die unge­planten, spontanen Gespräche, die wir virtuell noch nicht so gut ersetzen können. Aus meiner Sicht wird sich – wo möglich – ein Mix aus Homeoffice und Büroarbeit durchsetzen. 

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